Wie Zeitungen die Digitalisierung deutscher Schulen unterstützen
Mit „ZiSch“ lernten tausende Schülerinnen und Schüler über die gedruckte Zeitung den richtigen Umgang mit Medien kennen. Doch in der digitalen Welt sind die schulischen Medienprojekte der Zeitungen längst crossmedial aufgestellt. Und sie erreichen damit jede vierte Schule in Deutschland, wie eine neue Umfrage zeigt.
- von Tim Ende, Berlin
- 23.12.2024, 10:18 Uhr
- 4 Kapitel, 4 min Lesezeit
Es ist eine beachtliche Zahl: Mehr als 300.000 deutsche Schülerinnen und Schüler an 8.500 Bildungseinrichtungen haben 2023 an Medienkompetenzprojekten der lokalen und regionalen Medienhäuser teilgenommen. Das ist eines der Ergebnisse der Umfrage „Medienprojekte in Schulen“ der jule : Initiative junge Leser, die für das Informationsportal newsheroes.de umgesetzt wurde.
„Damit erreichen die Medienprojekte der Zeitungsverlage ein Viertel der allgemeinbildenden Schulen in Deutschland“, resümiert Thorsten Merkle, Geschäftsführer der jule. Diese Zahl zeige, so Merkle weiter, dass die lokalen und regionalen medienpädagogischen Projekte der Zeitungen eine weiterhin wichtige und bedeutsame Rolle bei der Vermittlung von Medienkompetenz in der digitalen Welt spielen.
„Wir wollten mit der Umfrage ein Gespür dafür bekommen, welche Reichweite die Schulprojekte haben und sind positiv überrascht von der guten Resonanz“, sagt der jule-Geschäftsführer Merkle.
Eine weitere wichtige Erkenntnis aus der Umfrage: Die Medienprojekte der Zeitungsverlage werden zunehmend digitaler und interaktiver. Das zeige sich etwa darin, dass der traditionelle „Klassensatz“ an gedruckten Zeitungen in den Schulen nur noch selten ohne Zusatzmaterialien auskommt. Inzwischen sind die Bereitstellung von E-Paper- und Plus-Zugängen üblich, wie die Umfrage zeigt: 94% der Verlage stellen den Schulen das E-Paper zur Verfügung. Die gedruckte Zeitung liefern 84% der Verlage. 52% ermöglichen den Zugriff auf die „Plus“-Inhalte. Häufig haben Schulen die Wahl, welche der genannten Zugangswege zu den Medienprodukten sie in welcher Kombination nutzen möchten.
Schülerinnen und Schüler fit machen für den digitalen Medienalltag
Die Vielfalt der Medienzugänge hat positive Auswirkungen auf die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler.
Denn: Die Projekte der Medienhäuser sind, wie es in der Umfrage weiter heißt, lebensnah: Sie geben den Schulen Zugang zu lokalen und regionalen Nachrichtenmedien und öffnen damit den Weg zu seriösen Informationen aus dem sozialen Nahraum der Schülerinnen und Schüler. Das ist ein wichtiger Baustein zur Stärkung der Medienkompetenz von jungen Menschen.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt für die Schülerinnen und Schüler: Sie sammeln in den Projekten journalistische Erfahrung auf nahezu allen Kanälen. Schulbesuche und Workshops gehören vielfach zu den Angeboten der Medienhäuser für Schulen. Neben dem Schreiben von Beiträgen für die gedruckte Zeitung (die „ZiSch“-Seiten sind bei vielen Zeitungen fester Bestandteil ihres redaktionellen Angebots) gehören dazu auch die Produktion von Online-Inhalten, Videos und Social Media-Beiträgen.
„Dass die Journalistinnen und Journalisten an die Schulen kommen und zeigen, wie sie arbeiten und wie Journalismus funktioniert, stärkt die Medienkompetenz der jungen Menschen enorm“, kommentiert Thorsten Merkle.
„Es ist eine Herausforderung, die printsozialisierten Lehrkräfte ins Digitale zu holen.“
Spagat zwischen analoger und digitaler Welt
Bei allen positiven Effekten zeigt die Umfrage jedoch auch einige Herausforderungen: Die Aktivierung von Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern sei arbeitsintensiv. Dabei gehe es u. a. um die Teilnahme an Rechercheterminen und Workshops sowie die Akquise von Schulen fürs Projekt, wie es weiter heißt.
Ein weiteres Problem sei, so Thorsten Merkle, „die printsozialisierten Lehrkräfte ins Digitale zu holen“. Bei jungen Lehrkräften stelle das keine große Herausforderung dar, dies sei bei älteren Pädagoginnen und Pädagogen jedoch anders, betont Merkle. Die Akzeptanz für digitale Nachrichtenquellen sei ausbaufähig.
Generell seien die Schulen zudem oft ein „Nadelöhr“, was die Technik anbelangt. Auf Verlagsseite seien alle modernen Technologien vorhanden, bei den Schulen harpere es noch. So seien nicht in allen Schulen und Klassen Tablets vorhanden, die Bereitstellung von E-Papern deswegen nicht überall möglich.
Medienkompetenz stärkt Demokratie
Trotz der Herausforderungen ziehen die Befragten in der Umfrage eine positive Bilanz ihrer Schulprojekte: Die Zusammenarbeit zwischen den Schulen und Lehrkräften sei gut, heißt es. Zudem sind die Verlage mit der Entwicklung der Teilnehmendenzahlen zufrieden.
Außerdem leisten die Medienprojekte eine weitere, besonders in Zeiten von um sich greifender Desinformation nicht zu vernachlässigende Aufgabe: durch sie lernen die Schülerinnen und Schüler bereits früh den kritischen Umgang mit Quellen kennen und wie man sich auf Basis von Fakten eine eigene Meinung zu bestimmten Themen bildet.
„Das alles ist ein wichtiger Beitrag zum Demokratieverständnis der jungen Leute“, zieht Thorsten Merkle Bilanz. Und das sei, wenn man sich die Gefahr für die demokratische Grundordnung durch Desinformationen in Social Media vor Augen führe, heutzutage wichtiger denn je