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Fishing for competence

TALENTE Die Suche nach dem besten Personal ist in vollem Gang, denn längst können nicht mehr alle Stellen besetzt werden. Medienhäuser müssen sich viel einfallen lassen, um mitzuhalten. Recruiting-Experten aus Verlagen und Journalistenschulen erklären, was jetzt zu tun ist.

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Fishing for competence

Galt das journalistische Volontariat bei einer Zeitung früher noch als Einstieg in einen sicheren und abwechslungsreichen Job mit attraktiven Arbeitsbedingungen, haben Redaktionen heutzutage immer mehr Schwierigkeiten, alle offenen Nachwuchsstellen zu besetzen. Und auch auf Verlagsebene haben die Re­cruiting-Abteilungen zunehmend damit zu kämpfen, geeignete Fachkräfte etwa für IT-Projekte oder in der Software-Entwicklung zu finden.

Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) hat bereits Anfang 2023 in seiner jährlichen Trendstudie den Personalwettbewerb als einen der Toptrends der Branche identifiziert, mit dem sich die Medienhäuser vornehmlich beschäftigen müssen. Denn 80 Prozent der Befragten gaben an, dass eines der größten Hemmnisse beim Ausbau ihres Digitalangebots die Suche nach geeignetem Personal sei.

Verlage müssen jetzt etwas tun, um mit einer zukunftsgerichteten und modernen Unternehmenskultur ihre eigene Arbeitgebermarke zu stärken und so mehr Fachkräfte anzulocken.

Eine Arbeitgebermarke aufbauen

Anne-Mareike Henning, Head of Academy & Recruiting-/Employer Branding bei rumble, ein Team von rubens, Medienhaus Bauer und Lensing Media, weiß, dass das keine leichte Aufgabe ist. „Employer Branding kostet Geld und bringt keinen kurzfristigen Erfolg. Aus diesem Grund wird dieses Instrument von vielen Unternehmen nachlässig behandelt“, erklärt sie. „Wir sind uns jedoch der Herausforderung der Zukunft auf dem Arbeitnehmermarkt bewusst und investieren deshalb ganz bewusst in diesen Bereich.“ Ein Beispiel ist die Einführung einer Arbeitgebermarke, „die grafisch und inhaltlich ansprechend sein muss“, sagt Henning. Bei rumble ist das der Leitspruch „Explore your talents!“

Dieser sei, so Henning, vielfältig interpretierbar. Vor allem aber sei wichtig: „Er wird wirklich an allen Stellen in unserem vielfältigen Medienhaus gelebt, etwa durch unsere rumble Academy, in der die Kollegen in verschiedenen internen und externen Schulungen ihre Talente weiterentwickeln können.“

Auf dem Laufenden zu aktuellen Branchentrends zu bleiben und sich im Unternehmen weiterentwickeln zu können, ist für Mitarbeitende ein wichtiger Faktor, wenn es um die Wahl des Arbeitgebers geht.

Das weiß man auch bei der Madsack Mediengruppe. Dem Thema wird deswegen eine hohe Bedeutung beigemessen. „Seminare, Workshops und zahlreiche Netzwerkformate bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, von Best Practices zu lernen, mit neuen Technologien zu experimentieren und gemeinsam Lösungen für zukünftige Herausforderungen zu entwickeln“, sagt Alina Herter, Referentin Organisationsentwicklung & Employer Branding beim Madsack Medien Campus. Gerade jetzt, in Zeiten des technologischen Fortschritts, ist es besonders wichtig, alle Mitarbeitenden abzuholen und auf einen Stand zu bringen. „Hierfür veranstalten wir regelmäßig interne Seminare, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die neuesten Entwicklungen in den Bereichen Führung, Agilität sowie Journalismus und Technologie auf dem Laufenden zu halten“, so Herter weiter.

Anne-Mareike Henning

Foto: rumble

Employer Branding kostet Geld und bringt keinen kurzfristigen Erfolg. Aus diesem Grund wird dieses Instrument von vielen Unternehmen nachlässig behandelt.

Anne-Mareike Henning,
Head of Academy & Recruiting-/Employer Branding bei rumble

Zeitgemäße Ausbildung

Auf der Suche nach neuen Talenten spielen neben guten Aus- und Fortbildungsprogrammen die Unternehmenswerte eine wichtige Rolle – denn viele junge Menschen möchten in einem Job arbeiten, der Purpose hat und der etwas Positives in der Gesellschaft bewirkt. Der Beruf Journalismus hat diese Eigenschaften schon immer gehabt. Doch dort fehlt der Nachwuchs ebenso wie in anderen Berufen, und die Medienhäuser und Journalistenschulen müssen um Bewerber buhlen.

Der Pool an potenziellen Talenten ist nicht nur kleiner, sondern auch anspruchsvoller geworden. Daran müssen sich Medienhäuser stärker denn je orientieren.
Der Pool an potenziellen Talenten ist nicht nur kleiner, sondern auch anspruchsvoller geworden. Daran müssen sich Medienhäuser stärker denn je orientieren.

Ein erfolgversprechender Faktor: die Ausbildung zeitgemäß gestalten, um die jungen Nachwuchsreporterinnen und -reporter auf die vielfältigen – auch technischen – Herausforderungen im späteren Berufsleben vorzubereiten. Tiefe Digitalkenntnisse werden längst vorausgesetzt und benötigt. Zudem ist für die Bewerberinnen und Bewerber der Umgang mit digitalen Medien selbstverständlich, entsprechende Ansprüche haben sie auch an ihre Ausbildung.

KI, Coding, konstruktiver Journalismus und Social Media – unsere Volos bekommen Einblicke in ganz verschiedene journalistische und technische Felder.

Lea Thies,
Leiterin Günter Holland Journalistenschule

Erweiterte Curricula

Bei der Günter Holland Journalistenschule, der Ausbildungsstätte der Augsburger Allgemeinen, ist man sich dessen bewusst und hat das Curriculum daher in den letzten Jahren permanent erweitert und ausgebaut. „KI, Coding, konstruktiver Journalismus, Social Media, Datenjournalismus – unseren Volos bekommen Einblicke in ganz verschiedene journalistische und technische Felder, moderne wie klassische“, sagt Lea Thies, Leiterin der Schule. Neu ist zudem eine Lehreinheit zum Klimajournalismus.

Technologie und ihr ergiebiger Einsatz für den Journalismus spielen auch bei der FreeTech Axel Springer Academy of Journalism and Technology eine wichtige Rolle. Schon der Name der Journalistenschule verdeutlicht dies. Um mit dem rasanten technologischen Fortschritt mitzuhalten, „verfolgen wir dauerhaft Veränderungen in der Medienwelt“, sagt Miriam Krekel, Leiterin der Journalistenschule. „Auf Grundlage dieser Analyse bearbeiten und aktualisieren wir unseren Lehrplan rund ums Jahr. Das ist ein stetig andauernder Prozess, sodass die Kurse und Dozenten immer auf die neuesten Entwicklungen im Journalismus und damit auf die Zukunft einzahlen.“

Thies Lea

Foto: Barbara Gandenheimer

Mental Health

Ein Beispiel für diesen Prozess ist, dass jedes Team an der FreeTech gemeinsam mit Tech-Studierenden und Tech-Experten neben dem Alltag an der Akademie an interdisziplinären Projekten arbeitet. „Unser letztes Team hat zum Beispiel gemeinsam zwei Projekte in Kooperation mit Snapchat umgesetzt. Dabei ging es zum einen um die Zukunft der Hauptstadt Berlin, zum anderen um Mental Health. Sie beschäftigen sich also inhaltlich mit Themen, die auf die Zukunft einzahlen oder ihnen persönlich helfen“, sagt Krekel.

Journalismus braucht Teamplayer

Das Thema Mental Health bereits in der Journalismus-Ausbildung zu integrieren, ist auch ein Ergebnis der Angriffe und Anfeindungen, denen Pressevertreter bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind und die in den letzten Jahren leider zugenommen haben. Bei der Günter Holland Journalistenschule steht Resilienzfähigkeit deswegen ebenfalls auf dem Lehrplan. „Die Volos der Augsburger Allgemeinen werden künftig geschult, wie sie Stress vermeiden oder bekämpfen können, wie Hate Speech abprallt, wie sie besser auf sich achtgeben und schwierige Situationen/Termine besser bewältigen können. Sie können sich auch als Ersthelferinnen und Ersthelfer für psychische Gesundheit ausbilden lassen“, erläutert Lea Thies.

Das eint und macht aus den angehenden Journalistinnen und Journalisten empathische Teamplayer. Für Henriet­te Löwisch, Leiterin der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München, ist Teambuilding eine der wichtigsten Aufgaben in der Journalismus-Ausbildung. Denn: „Nicht Diven sind die Zukunft des Journalismus. Teams sind die Zukunft des Journalismus. Das gilt für alle Aspekte der Redaktionsarbeit, vor allem aber für die großen Geschichten“, so Löwisch.

Ihr Fazit für eine Journalismus-Ausbildung mit Zukunft …

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