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© Canva Pro

Studie zeigt: Google profitiert von professionellem Journalismus – und zahlt nichts dafür

Google ist die weltweit dominierende Suchmaschine – und das nicht ohne Grund. Doch eine neue Studie aus Großbritannien zeigt, dass ein erheblicher Teil dieses Erfolgs auf der Arbeit von Nachrichtenmedien beruht. Dennoch bleibt die Wertschöpfung einseitig: Während die Plattform Milliarden verdient, gehen die Verlage leer aus.

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Die Untersuchung des Public Interest News Foundation (PINF) zeigt, dass Nachrichteninhalte ganz wesentlich zur Attraktivität der Suchmaschine beitragen. Um den Wert zu quantifizieren, experimentierte die Studie im Juli 2024 mit unterschiedlichen Google-Simulationen – einmal mit und einmal ohne Inhalte von Nachrichtenmedien – und ließ mehr als 1.400 britische Teilnehmer nach Informationen suchen. Das Ergebnis: Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) bevorzugten Google mit journalistischen Inhalten von lokalen und nationalen Medien. Zudem wären sie bereit, für eine Version der Suchmaschine mit diesen Nachrichten 34 Prozent mehr zu zahlen als für eine ohne.

Tech-Gigant generiert Milliarden Euros an Werbe-Einnahmen

Die Teilnehmer gaben an, dass ihnen Vertrauen, Qualität und Unabhängigkeit von Informationsquellen besonders wichtig seien. Diese Eigenschaften schreiben sie den professionellen Nachrichteninhalten zu und bewerten die Suchergebnisse damit signifikant besser als bei der Google-Version ohne journalistische Medien. Google ist also dank der Arbeit der Verlage in der Lage, seinen Nutzern wertvollere Ergebnisse zu liefern.

Das hat eine direkte wirtschaftliche Bedeutung: Der Tech-Gigant generierte 2023 allein in Großbritannien rund 16,7 Milliarden Pfund durch Suchmaschinen-Werbung. Davon entfallen rund 8,5 Milliarden Pfund auf Suchanfragen zu Nachrichten und Informationen. Da die Studie ergab, dass Nachrichteninhalte in 66 Prozent der Fälle entscheidend zur Qualität dieser Suchanfragen beitragen, lässt sich ihr finanzieller Wert auf 5,6 Milliarden Pfund beziffern.

Eine faire Aufteilung dieser Erlöse könnte den Medienhäusern jährlich 2,2 Milliarden Pfund einbringen, rechnet die Studie vor – doch Google zahlt bislang nichts. Während Verlage für Erstellung und Überprüfung von Nachrichten verantwortlich sind, Journalisten beschäftigen, Geschichten recherchieren und sämtliche Risiken tragen, streicht Google den Gewinn ein.

Ein zerstörerisches Geschäftsmodell

Google argumentiert, es unterstütze Nachrichtenanbieter, indem es ihnen kostenlos Reichweite verschafft. Doch die Realität sieht anders aus: Laut der Studie klicken 40 Prozent der Nutzer gar nicht erst auf externe Links – sie bleiben im Google-Ökosystem, weil ihnen bereits die Überschriften und Kurztexte in den Suchergebnissen ausreichen. Von denjenigen, die auf einen externen Link klicken, führen nur 15 Prozent zu Medien.

Damit bleibt der Traffic für Verlage gering, während Google stark von den journalistischen Inhalten profitiert. KI-generierte Zusammenfassungen der Nachrichten direkt im Google-Kosmos verschärfen das Problem zusätzlich. Nutzer finden auf der Plattform alle relevanten Inhalte, ohne auch nur scrollen oder einen Link klicken zu müssen.

Diese einseitige Wertschöpfung ist mitverantwortlich für die Krise vieler Medienhäuser. In Großbritannien sind in den letzten zwei Jahrzehnten Hunderte Lokalzeitungen verschwunden, über vier Millionen Menschen leben inzwischen in sogenannten „News Deserts“ – Regionen ohne zuverlässige lokale Berichterstattung. Google trägt dazu bei, indem es Nachrichteninhalte nutzt, ohne sie fair zu entlohnen.

Einseitige Wertschöpfung ist mitverantwortlich für die Krise vieler Medienhäuser.

Globale Gegenwehr gegen Googles Monopolstellung

Google steht zunehmend unter Druck. In den USA wurde das Unternehmen 2024 wegen wettbewerbswidriger Praktiken verurteilt, in Kanada und der EU laufen weitere Verfahren. Die britische Wettbewerbsbehörde prüft derzeit Googles „Strategic Market Status“ und könnte strengere Regulierungen einführen.

Die Forderung nach einer fairen Beteiligung an den Einnahmen ist nicht neu. In Ländern wie Australien und Kanada gibt es bereits Gesetze, die Google und andere Tech-Giganten verpflichten, für journalistische Inhalte zu zahlen. Doch bislang sperrt sich der Konzern gegen jede verpflichtende Beteiligung und nutzt stattdessen seine Marktmacht, um Verlage weiter unter Druck zu setzen.

In anderen Ländern muss Google zahlen.

Zeit für eine faire Verteilung

Ohne unabhängige lokale Nachrichtenanbieter wäre Google weniger vertrauenswürdig, weniger vielfältig, weniger relevant und damit weniger wertvoll. Deshalb ist es an der Zeit, dass Google einen fairen Anteil seiner Gewinne mit den Verlagen teilt, fordert die britische Untersuchung. Eine 60:40-Aufteilung, wie sie in der Studie vorgeschlagen wird, würde eine gerechtere Verteilung der Erlöse gewährleisten und dazu beitragen, den Qualitätsjournalismus langfristig zu sichern. Die Politik ist gefragt, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen – bevor noch mehr unabhängige Medienhäuser von der Bildfläche verschwinden.

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