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Konstante in unsicheren Zeiten

Die Ausstellung „Nachrichten – News“ im Museum für Kommunikation in Berlin beleuchtet umfassend die Geschichte der Nachrichten in Deutschland. Sie zeigt anschaulich, wie Nachrichten unser Leben prägen, und hebt die zentrale Rolle der Zeitung hervor.

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In Zeiten von Kriegen, Krisen und wirtschaftlicher Rezession wirkt eine Ausstellung über Nachrichten fast wagemutig. Wer möchte sich neben den täglichen Katastrophenmeldungen noch intensiver mit dem Thema beschäftigen? Doch gerade angesichts der multiplen Krisen seit der Corona-Pandemie ist es wichtig, sich kritisch mit Nachrichten auseinanderzusetzen. Welche Rolle spielen sie in der Geschichte, welche heute? Was prägt unsere Mediennutzung und wie wirkt sich das aus?

Zuverlässige Nachrichten sind das Rückgrat einer informierten Gesellschaft. Sie geben Bürgerinnen und Bürgern eine fundierte Grundlage für Entscheidungen. Ohne sie fehlt die Orientierung in einer komplexen Welt. Der kompetente Umgang mit Nachrichten ist in Zeiten von gezielter Desinformation ein Bollwerk gegen Manipulationsversuche und stärkt die Abwehrkräfte gegen Fake News und Propaganda.

Zudem feiern wir dieses Jahr den 75. Geburtstag des Grundgesetzes und damit 75 Jahre Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik Deutschland. Grund genug, einmal ein wenig genauer hinzuschauen.

Die Ausstellung „Nachrichten – News“ möchte zur Reflexion über die eigenen Einstellungen zu Nachrichten anregen und Medienkompetenz vermitteln. Dies gelingt durch eine kluge Mischung aus historischen Elementen und interaktiven Stationen, bei denen die Besucher etwa ihre liebsten Nachrichtenquellen notieren oder ihre eigene Nachricht auf der Schreibmaschine tippen können. Gleich zu Beginn der Ausstellung werden die Besucher mit großformatigen Fotos an ikonische Nachrichten-Momente wie die erste Mondlandung, die Hochzeit von Prince Charles und Diana Spencer oder die Vereidigung von Helmut Kohl als Bundeskanzler erinnert. Eine kleine Zeitreise, die zeigt, dass es immer auch „gute Nachrichten“ gab (und gibt!) und  scheinbar unüberwindbare Krisen gemeistert wurden.

Die Ausstellung kombiniert interaktive und betrachtende Elemente.

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Ein besonderer Fokus liegt auf der Arbeit von Nachrichtenagenturen, also auf Einrichtungen, die Medien, Unternehmen und Organisationen aktuelle Nachrichten zum Kauf anbieten. Bei der Suche nach interessanten Ausstellungstücken entdeckten die Kuratoren im Sammlungsarchiv der Museumsstiftung Post und Telekommunikation kuriose Exponate wie einen „Brieftaubenvertrag“. Paul Julius Reuter, Gründer der Nachrichtenagentur „Reuters“, nutzte 1848/49 Brieftauben, um Aktiendaten von Aachen nach Brüssel zu übermitteln. Er war damit schneller als die Konkurrenz, die auf Züge und Kutschen setzte.

Die Ausstellung zeichnet auch die Geschichte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) nach, die dieses Jahr wie das Grundgesetz ihren 75. Geburtstag feiert und das Projekt mit eigenen Exponaten, medialen Inhalten und Nachrichten-Know-how unterstützt hat.

Mit so einer Brieftaube startete Paul Julius Reuter seine Nachrichtenagentur, die bis heute unter dem Namen „Reuters“ existiert.

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Presseagenturen, Hörfunk, Fernsehen – am Anfang war die Zeitung. Beim Streifzug durch die Geschichte der Nachrichten steht die gedruckte Zeitung für gut drei Jahrhunderte im Mittelpunkt.

Das wird überdeutlich sichtbar, wenn etwa eine große Skulptur des Künstlers Olaf Metzel riesige, zerknüllte und aus der Wand herausragende Zeitungsseiten zeigt. Doch die Illusion trügt: Bei näherer Betrachtung stellen sich die Seiten als bedruckte Aluminiumplatten heraus. Passend heißt es dazu im Begleittext: „Ist das echt?“. Damit wird eine beim heutigen Medienkonsum (leider) oft vorkommende Frage in den Raum geworfen.

Skulptur „In einem dunklen Walde“ von Olaf Metzel.

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Neben aktuellen Werken zeigt die Ausstellung zudem Exponate historischen Nachrichtenkonsums. So ist das älteste erhaltene Exemplar der „Relation“ des Druckers Johann Carolus von 1605 zu sehen, die als erste Zeitung gilt.

Die „Relation“.

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Einer der ersten „General-Anzeiger“.

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Weitere Stücke zeigen den ersten „General-Anzeiger“ um 1860 sowie „Extra-Blätter“ und Bilder von Zeitungskiosken aus der Weimarer Republik. Diese das Straßenbild prägenden Gebäude führten zum Teil über 900 verschiedene Titel – eine heute unglaublich hoch erscheinende Zahl, die zeigt, wie stark sich die Lesegewohnheiten über die Jahrzehnte verändert haben.

Dieser Zeitungskiosk führte im Jahr 1932 insgesamt 966 verschiedene Titel.

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Neben der Darstellung der Historie der Zeitung wird mit aktuellen Daten und Umfragen der heutige Nachrichtenkonsum in Deutschland aufgezeigt. Trotz zunehmender Nachrichtenmüdigkeit und Nachrichtenvermeidung wird deutlich: Die Zeitung ist auch heute noch eine feste Konstante im Medienmix und eine verlässliche Informationsquelle für viele Bürgerinnen und Bürger. Das Vertrauen in dieses Medium zeigt sich besonders deutlich am Votum der Besucher: In der Ausstellung können sie ihre liebste Nachrichtenquelle aufschreiben. Dort sind besonders viele Zeitungstitel zu lesen.

Die aufgeschriebenen Nachrichtenquellen der Besucherinnen und Besucher, ergeben einen Quertschnitt der deutschen Medienlandschaft.

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